Rottweil, 18.07.2013. Transnationale Austausche sind mittlerweile fast Routine. Die Begegnung, die nächsten Dienstag jedoch ansteht, sticht aus dem breiten Feld stark heraus: Das „Guangzhou Little Angels Symphony Orchestra" macht auf seiner Europa-Tournee Station in Rottweil – und konzertiert gemeinsam mit den Windphonics in der Stadthalle.

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Die Stippvisite, die um die 70 junge Chinesen im Alter von zwölf bis 18 Jahren in die Stadt führt, ist ein Gegenbesuch: 2009 unternahmen die Windphonics, das junge Sinfonische Blasorchester der Rottweiler Musikschule, im Rahmen eines Jugendaustauschs unter der Leitung von Robert Kopf eine viel beklatschte Konzertreise ins Reich der Mitte. Nun revanchiert sich das Orchester, mit dem man damals eine Partnerschaft initiiert hat.

Die Gäste gehören zum ersten Jugendorchester, das 1992 in der am südchinesischen Meer gelegenen Provinz Guangdong gegründet wurde. Wie bei so vielem in China, wirken europäische Dimensionen daneben überschaubar: Die mit 104 Millionen Einwohnern in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hong Kong gelegenen Provinz ist fast halb so groß wie Deutschland – und mit 104 Millionen Einwohnern bevölkerungsreicher. Ähnlich auch die Maßstäbe beim in der Hauptstadt angesiedelten "Guangzhou Little Angels Symphony Orchestra": Es umfasst in mehreren Formationen an die 600 junge Musiker.

Für sie wiederum sind internationale Auftritte keine Seltenheit: Auf diversen Konzertreisen unter anderem in Malaysia, den USA, Singapur, Taiwan und Großbritannien haben sie sich als hervorragende kulturelle Botschafter ihrer Heimat profiliert.

Die Europa-Tour, zu der sie diese Woche aufgebrochen sind, bedeutet gleichwohl eine Premiere. Sie spiegelt auch, dass die Pflege europäischer Musik in China eine lange Tradition und hohes Prestige genießt. Die Tour führt das Ensemble unter anderem nach Prag, Frankfurt, Zürich und Lyon. Dass die Musiker aus Guangdong dabei auch in Rottweil gastieren, der mit Abstand kleinsten Station ihrer Reise, ist einzig der Partnerschaft mit den Windphonics zu verdanken.

Mit ihnen werden sie am Dienstagabend in der Stadthalle konzertieren – nach einem Empfang beim Oberbürgermeister und einer kurze Führung durch den historischen Stadtkern. Für mehr bleibt bei dem knapp 20-stündigen Zwischenstopp mit Übernachtung in der Jugendherberge keine Zeit. Alles konzentriert sich auf das Musikereignis.

Das Programm der Gäste zeigt, wie international moderne Blasmusik mittlerweile ausgerichtet ist: Die Chinesen eröffnen mit James Barnes "Appalachian Overture", ein Standardwerk, das in Form einer italienischen Ouvertüre die Weiten Nordamerikas zelebriert. D

ann erklingen "Three Chinese Miniatures" – wohlgemerkt ein Werk des amerikanischen Komponisten Robert E. Jager. Es folgen ein Querflötenduett von Wilhelm Friedemann Bach und ein Stück des niederländischen Komponisten Wim Laseroms für Sinfonisches Blasorchester und drei Posaunensolisten.

Die Gastgeber starten unter der Leitung von Johannes Nikol klassisch mit Antonin Dvoraks "Festlichem Marsch". Mit Johann de Meijs Symphony No. 1 beschwören sie Szenen aus Tolkiens Welten-Epos "Herrn der Ringe" und schließen ebenfalls mit einem Niederländer, "Martenizza" von Piet Swerts. Besonders freuen dürfen sich nicht nur Freunde traditioneller Blasmusik wohl auf den Abschluss. Dann spielen die Orchester gemeinsam. 2009 haben sie in China den schmissigen, unter anderem als Finale der Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker bekannten "Radetzkymarsch" intoniert. Dieses Mal setzen sie den Schlusspunkt mit dem fröhlich beschwingten "Alte Kameraden" des Ulmers Carl Teike, einem der populärsten deutschen Militärmärsche überhaupt. Vielleicht ist die "Freundschaft felsenfest", die im Text beschworen wird, dabei ja vor allem auf die musikalischen Bande zwischen Rottweil und Guangzhou gemünzt, die hier so klangvoll gefeiert werden.

Info: Das Konzert am 23. Juli in beginnt um 19 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf in der Musikschule, bei Haushaltswaren Kopf und Herrenmode Gent. Für Kinder, Jugendliche und Schüler über 18 Jahren mit Schülerausweis ist der Eintritt frei.

(Pressebericht NRWZ, 18.07.2013)